Exkursion der Klasse 9c zur Gedenkstätte Neue Bremm
von Schulleitung

von Johanna Blaß (9c)
Am 15. März 2023 machte die Klasse 9c zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Frau Marmann und ihrer GW Lehrerin Frau Paulus eine Exkursion zur Gedenkstätte Neue Bremm in Saarbrücken.
Die Neue Bremm war ein erweitertes Polizeigefängnis der Gestapo. Es gab ein Frauenlager und ein Männerlager. Dort, wo früher einmal das Frauenlager stand, steht heute ein Hotel. Von dem Männerlager sind nur noch der Löschteich und die Fundamente zu sehen, dort wo damals die Baracken standen. Mit der App Orte der Erinnerung konnten wir zu verschiedenen Stationen gehen und haben die Geschichte von der Neuen Bremm digital erzählt bekommen.
1940 - 1943 diente die Neue Bremm als Arbeitslager für Zwangsarbeiter, Fremdarbeiter und Kriegsgefangene. Die meisten Häftlinge kamen aus Frankreich, Polen, der damaligen Sowjetunion und England. Sie alle beschrieben die Neue Bremm als Hölle von Saarbrücken. Die Gefangenen wurden gequält, misshandelt oder getötet. Die meisten wurden danach in ein Konzentrationslager gebracht, deswegen nannten viele die Neue Bremm auch das Übergangslager. So mussten die Männer beispielsweise jeden Tag im Entengang über Stunden, manchmal sogar den ganzen Tag, um den Löschteich herumgehen, währenddessen wurden sie von einem Wächter ausgepeitscht. Wenn die Männer vor Erschöpfung nicht mehr konnten, wurden sie mit Wasser nass gespritzt. Wenn selbst das nicht geholfen hat, wurden sie in den Löschteich geworfen.Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr jemanden beim Ertrinken zuschauen müsstest, ohne ihm helfen zu dürfen? Ich würde mich schlecht fühlen und hätte Angst, dass mir dasselbe passieren würde.
Die Frauen waren keinen körperlichen Qualen ausgesetzt, aber psychischen. Manche Frauen mussten Zwangsarbeit verrichten, beispielsweise alte Uniformen auftrennen oder außerhalb der Neuen Bremm Kriegstrümmer aufräumen. Die anderen Frauen, die keine Zwangsarbeit verrichten mussten, wurden in einen kleinen Raum gebracht, in dem sie den ganzen Tag sitzen mussten und mit keinem reden durften. Stellt euch vor, ihr müsstet 12 Stunden lang schweigend in einem Raum sitzen.
Die hygienischen Bedingungen im Lager waren menschenunwürdig. Die Frauen durften nicht einmal den Raum verlassen, um auf die Toilette zu gehen. Die Männer hatten draußen ein Loch, das ihnen als Toilette diente. Bei den Männern gab es nur 16 Handtücher zum Abtrocknen, aber es waren 400 Männer im Lager. Die Handtücher wurden jeden Sonntag gewechselt. Die Männer mussten im Sommer wie auch im Winter nackt draußen warten, bis die anderen Männer fertig mit duschen waren. Vor und nach dem Duschen wurden sie verprügelt.
Die Frauen benutzten den morgendlichen Ersatzkaffee, um sich sauber zu machen. Wegen der mangelnden Hygiene steckten sich viele Frauen mit Krankheiten an. Auch die Fenster wurden nie geöffnet, daher herrschte Sauerstoffmangel. Wenn eine Frau in Ohnmacht fiel, durfte man ihr nicht helfen, man musste sie liegen lassen. Zum Frühstück bekamen die Frauen einen morgendlichen Kaffeeersatz und eine Scheibe Brot und abends eine Wassersuppe mit Kohl. Die Männer bekamen morgens eine Scheibe Brot, mittags eine Kohl- oder Kartoffelsuppe und abends nochmals eine Scheibe Brot. Die Häftlinge der beiden Lager verloren mehrere Kilos in einer Woche. Wenn den Wächtern im Männerlager langweilig war, überlegten sie sich grausame Methoden, um die Gefangenen zu drangsalieren. Sie warfen zum Beispiel ein Brot in das Loch, in das die Männer zur Toilette gingen und sagten zu den Männer, sie sollen es herausholen, wenn sie es essen wollten. So hungrig wie sie waren, taten sie das natürlich, liefen zu dem Löschteich, in dem fast jeden Tag jemand vor Erschöpfung ertrunken war und haben ihr Brot darin gewaschen und danach gegessen. Die Leute waren verzweifelt, hungrig und erschöpft. Die Wächter hatten kein Mitleid mit ihnen. Und warum? Die Wächter waren früher zum Teil Arbeitslose, die dann vom NS-Regime zur Arbeit im Lager eingeführt wurden.
Laut offiziellen Angaben starben mindestens 82 Menschen im Lager. Die Gesamtzahl der Toten liegt höher, aber nach der Auflösung der Neuen Bremm im Dezember 1944 hat die Gestapo viele Unterlagen verbrannt. Die Leichen der Getöteten wurden verbrannt oder in Massengräbern verscharrt. Laut Zeitzeugenaussagen starb im Lager jeden Tag mindestens eine Person.
Wir waren eine Stunde an der Neuen Bremm und haben mithilfe der App viel gelernt. Danach sind wir eine halbe Stunde mit dem Bus in das Historische Museum Saar gefahren.
Dort haben wir die Geschichte der Überlebenden Polina Tischovskaja (geboren Bortkova) kennengelernt. Sie wurde mit 15 Jahren von der Ukraine (damalige Sowjetunion) nach Deutschland verschleppt. Sie musste mit nur 15 Jahren in Saarbrücken Zwangsarbeit verrichten. Zusammen mit anderen Zwangsarbeitern leistete sie Widerstand. Sie schloss sich der Widerstandsgruppe Die roten Partisanen an, russische Kriegsgefangene, die für Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen und Kriegsgefangene Fluchthilfen organisierten. Im August 1944 wurde Polina mit 18 weiteren Personen verhaftet und in das Gestapolager Neue Bremm gebracht. Sie wurde dort ausgefragt, doch sie schwieg. Danach wurde sie in die Gestapozelle im Saarbrücker Schloss gebracht. Dort wurde sie geschlagen und wieder verhört. Immer noch schwieg sie, trotz der qualvollen Schläge. Man hat sie über 6 Wochen in einer kleinen Zelle festgehalten. Aus Verzweiflung ritzte sie Informationen über sich in die Wand, um Spuren über ihren (letzten) Aufenthaltsort für ihre Familie zu hinterlassen. Danach wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Die Zelle, in die sie die Informationen geschrieben hat, kann man heute noch im Historischen Museum besichtigten. Nicht nur sie, sondern auch andere Gefangene haben dort ihre Informationen in die Wände geritzt. Die Zelle ist sehr klein. Als wir zu fünft in dieser Zelle waren, fanden wir es schon sehr eng. Manchmal befanden sich bis zu 30 Personen gleichzeitig in dieser Zelle.
Nach der Besichtigung der Zelle haben wir einen Workshop besucht. Wir beschäftigten uns mit den Lebensumständen von früher und von heute. Dabei wurde deutlich, wie reglementiert das Leben der Menschen im Lager und wie stark die Mündigkeit eingeschränkt war.
Vielen Dank an Frau Denneler für die Vorbereitung und die Durchführung der Exkursion. Durch sie und ihr Team wird die Gedenkstätte erhalten und für uns SchülerInnen zugänglich gemacht.